Donnerstag, 4. November 2010

Tag 4

04.11.2010, 11:58 Uhr


Ich konnte heute schon wieder ausschlafen. Frisch wie immer, mache ich mich auf den Weg nach Dortmund. Ich bin heute mal wieder zu früh an der Haltestelle gewesen, sodass ich eine Straßenbahn früher bekommen habe. Nun gut, ich werde die Zeit am Hauptbahnhof irgendwie herum bekommen. Die Straßenbahn ist heute nicht gut besucht und ich habe natürlich einen Sitzplatz bekommen.
Ein junger Mann telefoniert aufgeregt mit seiner Freundin. Sie wird wohl die ausgemachte Bahn nicht mehr bekommen, er versichert ihr immer wieder, dass er nicht sauer ist, dabei platzt er gleich. Ansonsten ist es mal wieder sehr ruhig. Die Bahn kann im Moment nur sehr langsam fahren, da es einen Autounfall hab und die Polizei die Gleise blockiert. Es scheint aber nicht viel passiert zu sein. Die Freundin des jungen Mannes hat es durch die Verzögerung noch geschafft. Lustig, wie schnell sich die Farbe seines Gesichts ändern kann. Wenn ich so aus dem Fenster schaue, ist es heute sehr staürmisch. Stürmisch, aber angenehm warm. Ich hoffe, dass es nicht anfängt zu regnen. Ich werde heute den Reflektor mitnehmen und möchte nicht, dass er nass wird. Ich bin gleich schon am Bahnhof und werde noch ein Foto machen, bevor ich einpacke.

Der Hauptbahnhof ist erreicht und der erste Blick auf die Anzeigetafel sagt mir, dass alle angeschlagenen Züge Verspätung haben. Teilweise sogar bis zu 70 Minuten. Scheint wohl am Sturm zu liegen. Da ich wie immer zu früh bin, steht mein Zug noch gar nicht auf der Liste. Ich hoffe, dass es hier eine Ausnahme gibt und er pünktlich ist. Eine Verspätung wäre heute noch ärgerlicher, da ich ab Bochum mit dem Auto mitgenommen werde und ich die Person ungerne warten lassen möchte. Wir hoffen mal das Beste. Inzwischen hat es leider angefangen zu regnen. Da hier auf dem Bahnsteig eine steife Brise weht, bekommt man den Regen trotz des Daches ins Gesicht. Wie ich schon in vorherigen Texten erwähnte, wer rauchen will, miss leiden. Heute habe ich sehr viele interessante Menschen in meiner Umgebung. Rote, grüne und lila getupfte Haare, undefinierbare, aber sehr interessante Beinbekleidung. Es wirkt ein wenig wie ein unterschiedlich langer Rock, der gleichzeitig eine Art Hose sein will. Eine sehr kleine, zierliche junge Frau trägt einen Wanderrucksack, der in etwa ihrer Größe entspricht. Die junge Frau neben mir scheint sich durch meine Schreiberei bedroht zu fühlen. Sie starrt mich mit einem mörderischen Blick an, als wolle sie mir den Block aus den Händen reißen. Doofe Frau. Bis jetzt wurden noch keine Verspätungen für meinen Zug durchgesagt. Die Chancen stehen somit relativ gut, dass ich rechtzeitig in Bochum bin.
Der Zug ist da. Er ist 5 Minuten zu spät. Aber damit lässt sich ganz gut leben. Mir sitzt ein älterer Herr gegenüber. Er liest die Bild und hustet alle 10 Sekunden einmal kurz. Die Fensterscheiben sind beinahe so dreckig, dass es schwierig ist nach draussen zu schauen. Es klebt eine Substanz an den Scheiben. Irgendeine. Keine Ahnung was für eine Substanz. Eventuell ein Überbleibsel von Halloween. Der alte Herr hustet immernoch. Ob er ein Hustenbonbon will? Zumindest scheint es ihn nicht sonderlich zu stören, die nackte Dame auf dem Cover der Bild kann er sich ja immernoch ohne Probleme anschauen. Die Sitzplätze im Zug sind relativ normal ausgelastet. Der Mann auf dem Platz neben mir, trägt ein viel zu enges Hemd. Es wirkt als würde es jeden Moment aufplatzen. Scheint ihn aber nicht zu stören, dass er beinahe nackt da sitzt. Im Sicherungskasten des Zuges blinkt es wild und bunt. Ich hoffe, dass diese Blinkerei normal ist. Egal, ich bin eh fast da. Hoffentlich finde ich unseren Treffpunkt schnell. Ich kenne mich in Bochum noch nicht einmal am Bahnhof aus. So, nun Bochum wäre erreicht und meine Bahnfahrt ist, zumindest für den Hinweg, zu Ende.

17:15 Uhr

Meine Rückfahrt beginnt nun wieder in Bochum. Es stürmt gewaltig und ist schon sehr dunkel. Der Regionalexpress kommt pünktlich, ist aber sehr voll. Mit viel Glück habe ich einen Sitzplatz ergattert. Zwei junge Leute unterhalten sich über sein Fussballtraining. Er hat täglich, außer dienstags, zwei Stunden Training und jeden Sonntag Morgen Spiele. Das wäre mir persönlich viel zu viel. Wenn man bedenkt das der Junge auch noch nebenbei zur Schule gehen muss. In Essen angekommen, warte ich nun auch meine S-Bahn. Sie hat 5 Minuten Verspätung. Ich muss gleich auch noch den Reflektor bei einem Freund vorbei bringen, den ich ihm mit gebracht habe. Die S-Bahn ist jetzt da und so voll, dass man sich nicht festhalten braucht. Das Umfallen ist bei dieser Enge garnicht mehr möglich. Ich bin so froh wenn ich endlich Zuhause bin, ein Auto wäre jetzt echt schön.