Dienstag, 2. November 2010

Tag 2

02.11.2010, 7:05 Uhr


Ich bin wieder an der Bahnhaltestelle. Heute gehts zum ersten Mal in meiner autofreien Zeit nach Dortmund. Es ist noch sehr dunkel, aber ich finde es heute nicht so kalt wie gestern. Der rauchende Mann von gestern, scheint noch nicht wach zu sein. Die Haltestelle ist heute Morgen gut besucht und ich habe nicht den Luxus eines Sitzplatzes.
Wie gut, dass mein Text nur in abgetippter Form veröffentlicht wird. Mein Kugelschreiber gibt soeben den Geist auf. Ich hoffe, dass ich noch Ersatz dabei habe. Da kommt schon die Bahn, um diese Uhrzeit fährt sie sogar im 5-Minuten-Takt.
Es ist voll, aber nicht überfüllt. Die Temperatur ist auch in Ordnung. Der Geruch ist typisch für eine Straßenbahn, ich würde ihn mit "alt und nass" beschreiben. Viele Menschen lesen, andere schlafen und der Rest schaut einfach nur träumend aus dem Fenster. Man hört niemanden reden, was wohl an der Uhrzeit liegen kann. Ich fühle mich aber relativ gut und vorallem wach, nur mein Magen hätte gerne etwas Frühstück, mal sehen was sich da machen lässt. Ich bin, wie immer, früh dran und werde wohl am Bahnhof noch Zeit haben etwas zu besorgen. Ich hoffe mein Zug ist pünktlich. Die Straßen wirken heute Morgen sehr voll, ob das sonst auch so war kann ich garnicht sagen. Die Dame, die mir gegenüber sitzt, versucht sich nicht für meinen Text zu interessieren, aber es gelingt ihr immer weniger. Mich würde es an ihrer Stelle aber auch reizen, mal einen Blick zu riskieren. Inzwischen hat sich die Stille gelockert. Zwei junge Leute unterhalten sich angeregt über ihre noch ausstehenden Urlaubstage und jemand, den ich bis jetzt noch nicht finden konnte, hört sehr laute, undefinierbare Musik. Ich muss mir gleich einen neuen Block besorgen. So langsam habe ich echte Platzprobleme.
Wir fahren schon in den Tunnel, jetzt dauert es nicht mehr lange bis zum Essen Hbf. Ich bemerke gerade, dass selbst die Tunnel von innen mit Graffiti verziert sind und das auch relativ weit vom Ein/Ausgang entfernt. Also die Nerven hätte ich nicht. Hier fahren etwa 8 Bahnlinien durch den Tunnel. So, nun noch fix den Block einpacken und dann ab ins Getümmel. Unser neuer Hauptbahnhof ist sehr schön geworden, obwohl er mich inzwischen eher an ein Einkaufszentrum erinnert.
Na das läuft ja prima. Ich habe zwar Kaffee, Brötchen und Zigaretten, aber mein Zug hat, wie viele Andere auch, schonmal Verspätung. 5 - 10 Minuten, naja, das werde ich und die etwa 50 anderen Leute die Richtung Hamm wollen, schon überleben. Es zieht auf den Bahnsteigen wie verrückt, aber da ich rauchen "muss", kann ich nicht in das windgeschützte Häuschen gehen. Nun ja, wer rauchen will muss leiden ;-D Angekommen in dem eben beschriebenen Häuschen. Es ist warm und windgeschützt, aber der Geruch hat mich dazu gezwungen, mein Frühstück noch etwas zu verschieben. 5 von 10 Leuten haben ein Handy in der Hand und der Rest liest ein Buch. Ich falle etwas aus dem Rahmen. Wenn ich so über die Gleise schaue, kommt es mir vor, als würde ich einen Ameisenhaufen beobachten. Es wuselt an jeder Ecke. Manche träumen, manche rennen wie wild durch die Gegend. Jetzt sinds 15 Minuten Verspätung und der nächste IC wird freigegeben, hat aber auch schon Verspätung. Naja, ich gehe dann wohl noch eine rauchen. Der RE1 hat inzwischen 20 Minuten Verspätung, der Ausweichzug 10 Minuten. So langsam werden einige nervös. Ich bin früh genug dran, sodass ich immernoch pünktlich sein kann. Da ist endlich der Zug. Ich fühle mich zur Zeit ein wenig wie in einer Sardinendose. Mehr Körperkontakt als mir lieb ist. Ich stehe in einer Menschenmenge, in einem fahrenden Schnellzug und versuche einigermaßen leserlich zu schreiben. Es ist unerträglich heiss und ich kann mich durch die unruhige Fahrt kaum auf den Beinen halten. Steht da einer auf? Da steht einer auf. Lasst mich durch, ein Sitzplatz. Geschafft, ich hab ihn. Nun fällt auch das Schreiben nicht mehr so schwer. Die regulären Fahrgäste scheinen etwas genervt von den Nahverkehrsreisenden zu sein. Ich kann es gut verstehen, wenn ich für eine Menge Geld ein Tiket für einen IC kaufen würde und dann die Sardinendosenatmosphäre aushalten müsste, wäre ich auch genervt. Nun gut, was soll ich machen, Frau Wendling wartet auf mich. Mir ist immernoch heiss, ich habe aber trotz Sitzplatz keine Möglichkeit meine Jacke auch nur zu öffnen. Ich will mich aber nicht beschweren, die Fahrt mit einem IC ist ja auch ganz nett. Draußen ist es inzwischen hell und wir rasen Richtung Dortmund. Beim Genießen des schönen Ausblickes, stelle ich fest, wie viele Felder es doch im Ruhrgebiet gibt. Ich werde mich mal aufmachen Richtung Ausgang. Die Sardinen vor mir müssen jetzt auch aussteigen. Mal sehen, was die U-Bahn Schönes für mich zu bieten hat.
Der Bahnsteig ist wie immer sehr voll, aber ich erkenne ein bekanntes Gesicht. Wir haben uns in dem Chaos am Essen Hbf wohl übersehen. Die Fahrt mit der U-Bahn läuft prima und ich erreiche pünktlich meinen Kurs.


13:15 Uhr

Ich mache mich auf den Rückweg. Ich habe Glück und werde hier auch bis zum Essen Hbf begleitet. Wenn wir Glück haben, dann bekommen wir unseren Zug sogar noch. Am U-Bahnhof angekommen, müssen wir feststellen, dass wir die Bahn verpasst haben und nun 8 Minuten warten müssen. Das ist aber nicht weiter schlimm. Der Zug ist noch erreichbar und wir haben uns eine Menge zu erzählen. Ich habe immernoch das Gefühl, dass es heute wärmer ist. Die Bahn ist überfüllt, aber wir schaffen es noch uns an den Rand zu quetschen. Am Bahnhof angekommen, legen wir ein bisschen an Tempo zu - wir haben noch 2 Minuten um unseren Zug zu bekommen. Am Gleis stellen wir dann aber fest, dass der Zug auch 5 Minuten Verspätung hat. Mir solls ja recht sein, so ist noch Zeit für eine Zigarette. Nach kurzer Wartezeit kommt der Zug dann auch. Wir ergattern einen Sitzplatz und vertiefen uns wieder in unser Gespräch. Auf dem Nachbarsitz kann ich ein kleines Mädchen mit ihrem Opa beobachten. Sie fotografieren sich gegenseitig mit dem Handy und haben einen Riesenspaß dabei. Die Zeit vergeht im Moment sehr schnell, der Schaffner möchte meinen "Fahrkartenfetzen" sehen und wir reden über alte Zeiten. Wir kennen uns inzwischen seit etwa 17 Jahren und studieren seit diesem Wintersemester zusammen. In der Zwischenzeit ist die Kleine von nebenan auf den Schoss ihres Opas geklettert und eingeschlafen. Fotografieren macht ja schließlich müde. In Essen angekommen nehme ich noch einen kleinen Umweg durch die Stadt. Ich muss etwas gegen mein Papierproblem tun. Die Fahrt mit der Straßenbahn bleibt auch ohne besondere Vorkommnisse. Die Bahn ist pünktlich, aber voll. Ich bin jetzt aber froh endlich zu Hause zu sein. Ich habe heute sehr viel geschrieben und somit noch einiges zu tippen.